Eine Thrombose kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen, wenn sich der Blutpfropf löst und mit dem Blutstrom fortgerissen wird.
Exkurs: Fördert COVID-19 Thrombosen und Lungenembolien?
Schwer kranke COVID-19-Patienten entwickeln häufiger Blutgerinnsel, beobachten Mediziner. Dadurch können wichtige Blutgefäße, etwa in der Lunge, verstopfen. Was bedeutet das für Patienten? Wir haben mit dem Thrombose-Experten Dr. med. Frank Misselwitz darüber gesprochen.
Tiefe Venen-Thrombose und Symptome
Eine Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Gefäß bildet. Grundsätzlich können Thrombosen in allen Blutgefäßen vorkommen. Am häufigsten treten Thrombosen jedoch in den tiefen Bein- und Beckenvenen auf.
Eine Thrombose-Entstehung hat meist nicht nur einen Grund allein. Bereits vor über 150 Jahren beschrieb der Berliner Pathologe Rudolf Virchow drei Faktoren, die sich gegenseitig verstärken und die Entstehung einer Thrombose begünstigen:
- eine Veränderung des Blutstromes: Verlangsamung oder Verwirbelung des Blutflusses (z. B. Verlangsamung durch Bettlägerigkeit)
- Schäden an der Gefäßwand (z. B. bei Operationen)
- Veränderungen der Blutzusammensetzung, zum Beispiel Vermehrung von Blutgerinnungsfaktoren postoperativ, während der Schwangerschaft oder nach der Geburt des Kindes.
Diese drei Faktoren werden „Virchow’sche-Trias“ genannt und gelten noch heute.
Jedes Jahr sind in Deutschland bis zu 100.000 Menschen erstmals von einer Thrombose betroffen. Besonders gefährdet sind Patienten, die sich einer größeren orthopädischen Operation am Bein unterziehen, z. B. Einsetzen einer Hüft- oder Kniegelenksendoprothese. Bei diesen Patienten wird heute in aller Regel eine Thrombose-Prophylaxe als vorbeugende Maßnahme durchgeführt.
Ebenfalls gefährdet sind Frauen während der Schwangerschaft, in der Zeit nach der Geburt sowie während der Einnahme von Hormonpräparaten zur Empfängnisverhütung oder als Hormonersatztherapie während und nach den Wechseljahren.

Pädiatrische venöse Thromboembolien (VTE)
Zu den venösen Thromboembolien zählen Thrombosen in Gehirnvenen und Sinusthrombosen, die Lungenembolie (ein Blutgerinnsel, das ein Lungengefäß blockiert) und die tiefe Venenthrombose (ein Blutgerinnsel in einer tiefen Vene, oft im Bein).
Häufigkeit und Vorkommen von Thrombosen
Pro Jahr sind etwa 90 bis 130 von 100.000 Menschen erstmals von einer Tiefen Venen-Thrombose betroffen; das entspricht etwa 0,1 % der Allgemeinbevölkerung. In Abhängigkeit von der Definition sowie von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und von zahlreichen Risikofaktoren kann die Häufigkeit stark schwanken.
Grundsätzlich können Thrombosen in allen Blutgefäßen vorkommen, sowohl in den Arterien, die mit dem sauerstoffreichen Blut die Körperorgane versorgen, als auch in den Venen, die das sauerstoffarme Blut aus den Organen zur Lunge transportieren. Die Thrombose wird dementsprechend Arteriothrombose (Thrombose in den Arterien) oder Phlebothrombose (Thrombose in den Venen) genannt.
Im Gegensatz zu den oberflächlichen Venen, die unter der Haut als blaue Adern sichtbar sind, verlaufen die tiefen Venen eingebettet zwischen der Bein- bzw. Armmuskulatur und sind nicht sichtbar. Am häufigsten treten Thrombosen in den tiefen Bein- und Beckenvenen auf (siehe Abb.).

Die Folgen einer Thrombose
Es sind nicht nur die Thrombosen, sondern insbesondere ihre Folgen, die zur Erkrankung führen. Eine thrombosierte Arterie kann Sauerstoffarmut in einem von dieser Arterie versorgten Organ auslösen. Die wohl bekanntesten Beispiele dafür sind der Herzinfarkt durch den Verschluss eines Herzkranzgefäßes oder der Schlaganfall durch eine verstopfte Hirnarterie.
Unser Gerinnungssystem
Das Gerinnungssystem ist eine Schutzeinrichtung unseres Körpers, damit wir nach einer Verletzung nicht verbluten. Bei gesunden Personen wird nach Verletzungen das Gerinnungssystem innerhalb von kurzer Zeit aktiviert, und die Blutgerinnung verläuft einwandfrei.
Venenklappe und Muskelpumpe
Für die Entstehung einer Thrombose ist häufig nicht nur eine einzelne Ursache verantwortlich, sondern es spielen verschiedene Faktoren eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle.
Risikofaktoren und Folgen
Bereits vor über 150 Jahren nannte der Berliner Pathologe Rudolf Virchow drei Faktoren, die sich gegenseitig verstärken und die Entstehung einer Thrombose begünstigen. Diese drei Faktoren werden „Virchow’sche-Trias“ genannt und sind heute immer noch gültig.
- Eine Verlangsamung oder Verwirbelung des Blutstromes (z. B. durch ruhigstellende Verbände oder Bettlägerigkeit)
- Schäden an der Gefäßwand (z. B. bei Operationen)
- Veränderungen der Blutzusammensetzung, z. B. Vermehrung von Blutgerinnungsfaktoren postoperativ, während der Schwangerschaft oder postpartal (nach der Geburt des Kindes)
Die Thrombose-Entstehung ist multifaktoriell
Eine Thrombose-Entstehung hat meist nicht nur einen Grund allein, sondern verschiedene Faktoren können gemeinsam dazu führen, dass sich das Blutgerinnsel bildet. In der Fachsprache heißt dies, dass eine Thrombose „multifaktoriell“ bedingt ist.
Blutverdickung begünstigt die Entstehung einer Thrombose
Veränderungen, die dazu führen, dass das Blut dickflüssiger wird, können die Entstehung einer Thrombose begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel Bluterkrankungen, die mit der unkontrollierten Vermehrung von Blutzellen einhergehen, oder die Vermehrung von Gerinnungsfaktoren nach einer Operation.
Wichtige Risikofaktoren für die Entstehung einer Thrombose
Thrombose-Folgen
Welche Folgen können aus einer Thrombose entstehen, und welche Beschwerden können auftreten, wenn sich ein Thrombus in einer tiefen Beinvene bildet und den Blutstrom beeinträchtigt?
Postthrombotisches Syndrom
Eine Venen-Thrombose kann die Venenklappen schädigen und den venösen Blutrückstrom erschweren. Dadurch kann das Gewebe des betroffenen Beines geschädigt werden.
Lungenembolie

Diagnose und Therapie
Aufgrund der gefürchteten und zum Teil lebensgefährlichen Komplikationen ist es von großer Bedeutung, Tiefe Venen-Thrombosen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wie macht sich eine Tiefe Beinvenen-Thrombose bemerkbar?
Für den Patienten ist eine Beinvenen-Thrombose nicht immer leicht zu erkennen. Die Anzeichen können unbestimmt sein oder fehlen. Das macht die Thrombose und ihre möglichen Folgen besonders gefährlich. Stellen sich die nachfolgend aufgeführten Beschwerden einzeln oder in Kombination ein, kann das auf das Vorliegen einer Beinvenen-Thrombose hindeuten.
Beinvenen-Thrombose erkennen
- Ziehende Schmerzen und Druckempfindlichkeit der Wade, Kniekehle oder Leiste
- Schmerzverstärkung bei Druck auf die Wadenmuskulatur oder bei Beugung des Fußes
- Schwellung des Beins, sodass sich dieses im Umfang vom anderen Bein unterscheidet
- Glänzende, bläuliche oder violette Verfärbung des betroffenen Beines
- Überwärmung des betroffenen Beines, sodass der Temperaturunterschied zum anderen Bein fühlbar ist
- Verstärktes Hervortreten und Sichtbarwerden der Venen an der Oberfläche
- Schmerz bei Druck auf die Fußsohle
Die Behandlung einer akuten Tiefen Venen-Thrombose ist sehr wichtig, denn bei einer Thrombose handelt es sich um einen Notfall. Bereits bei begründetem Verdacht auf eine Tiefe Venen-Thrombose muss daher die Behandlung unverzüglich eingeleitet werden. Ziel der Thrombose-Behandlung ist es das weitere Wachstum des Thrombus zu verhindern und die Thrombusauflösung zu unterstützen, um somit den Blutfluss in der Vene wiederherzustellen. Ferner sollen eine Lungenembolie und das postthrombotische Syndrom verhindert werden. Ein rechtzeitiger Arztbesuch und eine frühzeitige Behandlung der Thrombose verbessern die Erfolgsaussichten und beugen oft Schlimmerem vor.
Kompressionstherapie
Bei der unterstützenden Behandlung der Thrombose wird das Bein mit einer Kompressionsbinde gewickelt oder ein maßangefertigter Kompressionsstrumpf angezogen.
Antikoagulanzien – Gerinnungshemmende Medikamente
Die erste und wichtigste Maßnahme der Thrombose-Behandlung besteht in einer Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulation) durch Gabe von Medikamenten zur Blutverdünnung (Antikoagulanzien). Diese sollen das Fortschreiten der Thrombose und ihre Folgen vermeiden. Die Therapie wird über einen Zeitraum von mehreren Monaten weitergeführt, um das erneute Auftreten von Thrombosen zu verhindern.
Referenzen
- Male C et al. Lancet Haematol. 2019 Nov 4. pii: S2352-3026(19)30219-4 Return to content