Vorhofflimmern und Symptome
Ist unser Herz gesund, schlägt es in einem natürlichen, gleichmäßigen Rhythmus. Jeder kann ihn fühlen, wenn er seine Hand auf die linke Brustkorbseite legt oder zum Beispiel am Handgelenk den Puls ertastet. Ist die natürliche Herzschlagfolge gestört, spricht der Arzt von einer Rhythmusstörung des Herzens. Eine Form solch einer Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern (VHF).
Dabei ziehen sich die Vorhöfe des Herzens nicht effektiv im gleichmäßigen Rhythmus zusammen, sondern weniger kräftig mit viel höherer Geschwindigkeit (Flimmern) und nicht mehr abgestimmt mit den Hauptkammern des Herzens. Durch diese „Unordnung“ und mangelnde Effektivität nimmt die Leistungsfähigkeit des Herzens ab und es können sich Blutgerinnsel bilden, die beispielsweise einen Schlaganfall auslösen können.
Das Vorhofflimmern ist die häufigste vom Arzt festgestellte Herzrhythmusstörung. In Europa leiden etwa 10 Millionen Menschen1 an dieser Rhythmusstörung. In Deutschland sind schätzungsweise 1,8 Millionen Personen2 davon betroffen. Aufgrund des zunehmenden Alters der Bevölkerung werden im Jahr 2030 voraussichtlich zwischen 14 und 17 Millionen Europäer an Vorhofflimmern leiden. Das entspricht ca. 120.000 bis 215.000 Neuerkrankungen jährlich.1
Häufigkeit und Vorkommen
In Deutschland leiden heute schätzungsweise 1,8 Millionen Personen unter Vorhofflimmern.2 In den kommenden Jahren wird die Zahl der Betroffenen weiter zunehmen. Einerseits, weil Vorhofflimmern heute besser diagnostiziert wird, andererseits weil das Durchschnittsalter in der Bevölkerung ansteigt und Vorhofflimmern auch eine Alterserkrankung ist. Studien haben gezeigt, dass mit zunehmendem Alter mehr Menschen eine Vorhofflimmer-Erkrankung haben: Während in der Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren die Wahrscheinlichkeit bei ca. 0,5 % liegt, steigt sie bei Menschen jenseits des achtzigsten Lebensjahres auf 5 – 15 % an.3
Besonders gefürchtet ist bei Patienten mit Vorhofflimmern der Schlaganfall als Folgeerkrankung. Patienten mit Vorhofflimmern erleiden fünf Mal so häufig einen Schlaganfall wie Menschen ohne Vorhofflimmern. Aber nicht nur das zunehmende Alter kann die Gefahr, an Vorhofflimmern zu erkranken, steigern. Auch andere, schon vorhandene Erkrankungen können die Gefahr erhöhen. Zu diesen Erkrankungen gehören unter anderem:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Herzklappenerkrankung
- Koronare Herzerkrankung/Herzinfarkt
- Diabetes mellitus
Außerdem sind Männer häufiger von Vorhofflimmern betroffen als Frauen.
Ärzte unterscheiden heute drei Formen des Vorhofflimmerns: das sogenannte paroxysmale, das persistierende und das permanente Vorhofflimmern. Beim paroxysmalen Vorhofflimmern tritt die Rhythmusstörung über einen zeitlich eng begrenzten Zeitraum auf: Innerhalb von 7 Tagen, in der Regel in weniger als 48 Stunden, endet das Vorhofflimmern. Von einer permanenten Episode wird gesprochen, wenn die Dauer des Vorhofflimmerns länger als 1 Woche anhält. Eine mögliche Therapieoption ist die Kardioversion. Bei einer Kardioversion wird durch bestimmte Medikamente oder durch einen Elektroschock dem Herzen wieder zum richtigen Rhythmus, dem Sinusrhythmus, verholfen. Als permanentes Vorhofflimmern wird die Rhythmuserkrankung schließlich bezeichnet, wenn eine Kardioversion nicht wieder zum Sinusrhythmus führt bzw. das Vorhofflimmern innerhalb von 24 Stunden nach einer Kardioversion erneut auftritt.
Der Herzrhythmus
Normalerweise schlägt das Herz des Erwachsenen in Ruhe gleichmäßig mit etwa 60 – 80 Schlägen in der Minute. Dafür ist ein elektrischer Reiz verantwortlich, der von einem Nervengeflecht im rechten Vorhof an der Mündung der oberen Hohlvene, dem sogenannten Sinusknoten, ausgeht.
Formen des Vorhofflimmerns
Das Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung ist davon betroffen.
Risiko und Folgen
Der Schlaganfall als Folgeerkrankung eines Vorhofflimmerns ist besonders gefürchtet, weil die Patienten oft daran sterben oder massive Behinderungen zurückbehalten. Mit einer Vorhofflimmer-Erkrankung wächst das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um das Fünffache im Vergleich zur Normalbevölkerung an.3

Im Einzelfall variiert das Risiko jedoch und wird besonders vom Lebensalter, Geschlecht und Begleiterkrankungen beeinflusst. Im Alter unter 65 Jahren und ohne weitere Herzerkrankung oder andere Erkrankungen liegt das Risiko, innerhalb eines Jahres einen Schlaganfall zu erleiden, bei weniger als 1 %.4 Ältere Patienten mit zusätzlicher Herzerkrankung haben dagegen mit 6 % ein deutlich höheres Risiko für einen Schlaganfall. Diese Befunde stammen von Patienten, die, wie früher üblich, keine Blut verdünnenden Medikamente eingenommen hatten.
Wer ist gefährdet?
Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, ist variabel und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Während in der Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren die Wahrscheinlichkeit bei ca. 0,5 % liegt, steigt sie bei Menschen jenseits des achtzigsten Lebensjahres auf 5–15 % an.3
Risikofaktoren für Vorhofflimmern
Vorhofflimmern selbst ist eine Erkrankung des Herzens. Dabei ist der Pumprhythmus der Vorhöfe gestört. Allerdings kann Vorhofflimmern selbst auch durch andere Krankheiten des Herzens oder des Kreislaufs begünstigt oder ausgelöst werden.
Thromboseentstehung im Herz
Beim Vorhofflimmern kommt es zu einer vorübergehenden oder dauerhaften ungeordneten Bewegung der Herzvorhöfe. Dabei schlagen die Vorhöfe mit einer extrem hohen Frequenz von 350 bis 600 Bewegungen pro Minute (Flimmern).
Diagnose und Therapie
Bei vielen Patienten bleibt das Vorhofflimmern unbemerkt, es ist asymptomatisch. Dies birgt Gefahren. Der erste Bote kann dann bereits ein Schlaganfall sein. Symptome des Vorhofflimmerns wie z. B. Herzstolpern, Herzrasen oder ein unregelmäßiger Puls sollten zum Anlass für einen Arztbesuch genommen werden. Dort können mögliche Ursachen abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden. Üblicherweise wird der Arzt den Blutdruck messen, einen Belastungstest (Fahrradergometer), eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) und eine 24-Stunden-Messung der Herzfunktion (24h-Elektrokardiogramm/EKG) vornehmen sowie die Lungen- und Schilddrüsenfunktion überprüfen.
In manchen Fällen muss eine weitergehende Untersuchung erfolgen, beispielsweise mittels Herzkatheter, mit dem Veränderungen von Gefäßen und Herzklappen noch besser sichtbar gemacht werden können, als dies die Elektrokardiografie ermöglicht. In bestimmten Fällen ist eine weiterführende Herzkatheter-Untersuchung erforderlich. Hiermit lassen sich Störungen der Reizleitung genau erfassen.
In der Diagnostik geht es darum, Krankheiten auszuschließen oder zu entdecken, die das Herz aus dem Rhythmus bringen können.
Medikamentöse Therapie
Ein wichtiges Ziel der medikamentösen und interventionellen Therapie des Vorhofflimmerns sind die Rhythmus- und Frequenzkontrolle. Die Rückführung in einen gleichmäßigen Herzrhythmus kann durch Maßnahmen wie die elektrische Kardioversion oder eine Katheterablation (Verödung von krankhaft veränderten Erregungsherden) erfolgen.
Operative Verfahren
Bei Patienten mit starken Beschwerden, bei denen sich der Sinusrhythmus nicht wiederherstellen lässt oder schwere Nebenwirkungen unter der Therapie auftreten, kann die Katheterablation eine Alternative darstellen.
Referenzen
- Zoni-Berisso M, Lercari F, Carazza T, Domenicucci S. Epidemiology of atrial fibrillation: European perspective. Clin Epidemiol 2014;6:213–220. Return to content
- Wilke, T. et al., Eurospace 2013; 15(4):486–493 Return to content
- Camm A.J., Kirchof P., Lip G.Y.H, et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation. European Heart J. 2010;31:2369–2429 Return to content
- Heeringa J, van der Kuip DAM, Hofman A et al. Prevalence, incidence and lifetime risk of atrial fibrillation: the Rotterdam study. Eur Heart J 2006;27:949–953. Return to content
- Hohnloser, H. et al., Uni-Med Verlag AG, Bremen, 2. Auflage Return to content