23. Februar 2022
Verlängerte Antikoagulation auf Basis des Risikoprofils – Schutz vor VTE-Rezidiv mit der Erhaltungstherapie-Ampel
Leitlinien empfehlen für Patienten mit Zustand nach VTE (venöser Thromboembolie), die Entscheidung über die Dauer der Antikoagulation anhand anamnestischer und klinischer Kriterien zu treffen, die eine Abschätzung des individuellen Rezidivrisikos erlauben.
Einschätzung des individuellen VTE-Rezidivrisikos
Für Patienten mit einer Thrombose oder Lungenembolie besteht nach Absetzen der oralen Antikoagulation (OAK) im Lauf der nächsten 10 Jahre ein Rezidivrisiko für venöse Thromboembolien von etwa 40 Prozent.1 Dabei variiert das individuelle Risiko in Abhängigkeit vom Auslöser der Index-VTE und von den Komorbiditäten des Patienten.
Deshalb empfiehlt die aktuelle Lungenembolie-Leitlinie der ESC von 20192 eine Stratifizierung des Rezidivrisikos in 3 Gruppen:
- hohes Rezidivrisiko (> 8 % pro Jahr), beispielsweise bei Patienten mit aktiver Tumorerkrankung, Zustand nach VTE ohne identifizierbaren Auslöser oder Vorliegen eines Antiphospholipid-Syndroms (im Fall eines Antiphospholipid-Syndroms werden NOAK nicht empfohlen)
- mittleres Rezidivrisiko (3 – 8 % pro Jahr), beispielsweise bei Auslösung der Index-VTE durch kurzfristigen Krankenhausaufenthalt (< 3 Tage) wegen einer akuten Erkrankung oder eine kleinere Operation (< 30 min Dauer der Allgemeinan sthesie) oder einen Langstreckenflug, Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder Autoimmunerkrankung
- niedriges Rezidivrisiko (< 3 % pro Jahr), beispielsweise bei Auslösung der Index-VTE durch eine längere Operation (> 30 min Dauer der Allgemeinan sthesie) oder ein Trauma mit Fraktur oder eine längere (> 3 Tage) Bettlägrigkeit im Krankenhaus

Abb. 1: Stratifizierung des VTE-Rezidivrisikos gemäß Lungenembolie-Leitlinie der ESC 2019, modifiziert nach Konstantinides (2019).
Eine therapeutische Antikoagulation wird für alle Patienten mit Lungenembolie über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten empfohlen. Danach sollte je nach individuellem Risiko-Level vorgegangen werden: 2
- hohes Risiko (> 8 % pro Jahr): verlängerte orale Antikoagulation in unbegrenzter Dauer
- mittleres Risiko (3 – 8 % pro Jahr): verlängerte orale Antikoagulation in unbegrenzter Dauer erwägen
- niedriges Risiko (< 3 % pro Jahr): Begrenzung der Antikoagulation auf 3 Monate
Verlängerte Erhaltungstherapie zum Schutz vor VTE-Rezidiven mit Rivaroxaban
Xarelto ist das einzige NOAK mit individueller Dosiswahl auf Basis des Risikoprofils.3 Die Dosiswahl in der verlängerten Erhaltungstherapie (10 mg bzw. 20 mg) ab dem 7. Monat erfolgt entsprechend des individuellen Risikoprofils des Patienten.
Datengrundlage hierfür ist die EINSTEIN CHOICE Studie, in der Patienten mit bestätigter symptomatischer TVT oder LE, die 6 – 12 Monate einer Antikoagulation beendet hatten, randomisiert entweder 1 x tgl. 10 mg Rivaroxaban (n = 1.126) oder 1 x tgl. 20 mg Rivaroxaban (n = 1.107) oder 1 x tgl. 100 mg ASS (n = 1.131) erhielten.4
Mit beiden Rivaroxaban-Dosierungen konnte eine im Vergleich zu ASS überlegene Rezidivreduktion erzielt werden (Rivaroxaban 10 mg vs. ASS 100 mg HR 0,26, 95% KI 0,14 – 0,47 bzw. Rivaroxaban 20 mg vs. ASS 100 mg HR 0,34, 95% KI 0,20 – 0,59).4
Die NNT (Number Needed-to-Treat) betrug 30 für Rivaroxaban in der 10 mg-Dosierung, für Rivaroxaban in der 20 mg-Dosierung betrug sie 33. Die relative Risikoreduktion betrug ca. 70 % (74 % für Rivaroxaban 10 mg vs. ASS 100 mg bzw. 66 % für Rivaroxaban 20 mg vs. ASS 100 mg).4
Zugleich war das Risiko für schwere Blutungen auf vergleichbarem Niveau (HR für Rivaroxaban 10 mg vs. ASS 100 mg 2,01, 95 % KI 0,50 – 8,04 bzw. HR für Rivaroxaban 20 mg vs. ASS 100 mg 2,01, 95 % KI 0,39 – 6,84). Insgesamt lag die Anzahl schwerer Blutungen bei < 1 % im Lauf eines Jahres.4

Abb. 2: EINSTEIN-CHOICE-Studie: VTE-Rezidive und schwere Blutungen, modifiziert nach Weitz (2017).
Erhaltungstherapie-Ampel als Entscheidungshilfe zur Dauer der Antikoagulation mit Xarelto
Als praktische Hilfe zur Abschätzung des VTE-Rezidivrisikos und zur individuellen Dosiswahl für die verlängerte Erhaltungstherapie mit Rivaroxaban hat sich das Ampelprinzip bewährt. Es unterstützt die Wahl der richtigen Xarelto -Dosierung ab dem 7. Monat.

Abb. 3: Ampeldarstellung der verlängerten Erhaltungstherapie mit Xarelto: individuelle Dosiswahl nach Risikoprofil
PP-XAR-DE-2568-1
© esanum, Erscheinungsjahr: 2021
Referenzen und Erläuterungen:
- Prandoni P, et al., Hematologica 2007;92;199–205 Return to content
- Konstantinides S, et al., European Heart Journal 2019;00;1–61 Return to content
- Aktueller Stand Fachinformationen Xarelto 10 mg, 15 mg und 20 mg Return to content
- Weitz J, et al. N Engl. J Med. 2017; 376(13); 1211-1222 Return to content